Missbrauchstagung im Vatikan-eine abgrundtiefe Enttäuschung

Am Anfang war die Hoffnung

Hoffnung war in der Welt. Es war die Hoffnung tausender Opfer der klerikalen Unantastbarkeit, des Wissens um die eigene Macht und hemmungsloser sexueller Begierde. Es wurde verniedlicht, verschwiegen, vertuscht und auch gelogen, um den jahrelangen systemimmanenten Missbrauch unschuldiger Kinder beiderlei Geschlechts vor der Öffentlichkeit zu verbergen und die Täter vor Strafe zu schützen. Alle waren sie am Missbrauch beteiligt,- der kleine Dorfpfarrer bis zum Kardinal. Trotz verschiedener Studien weiß bis heute niemand so genau, wie viele Opfer es waren und wie viele Täter.

Dann folgte die Enttäuschung

In den vergangenen Tagen hatte Papst Franziskus die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der Welt zum Missbrauchsgipfel geladen. Vier Tage lang tagte man im Vatikan und schied dann ohne eine Agenda, die diesen Namen verdient. Was schon die laue Eröffnungsrede des Papstes vermuten ließ, eingetreten. Es wurde viel geredet aber nicht geregelt. Man könnte meine, die deutsche Bundesregierung hat hier Pate gestanden.

Es sprang kein Löwe um als Bettvorleger zu enden. Es hoppelte nur ein Hase übers Minenfeld und blickte mit unschuldigen Augen auf die Welt. Aber niemand war unschuldig auf dieser Konferenz und alle haben sich erneut schuldig gemacht. Es gab viele Versprechen und zu wenig Konkretes. Hilflos wurde an den Symptomen herum gedoktert, an die Ursachen ging man nicht. Nicht einmal die extra angereisten Opfer wurden gebührend gehört. Kardinal Marx war der einzige Kirchenfürst, der die Opfer wenigstens persönlich angehört hat.

Wo eine Revolution nötig war, bastelte man an Reförmchen. Und so ist die Enttäuschung allenthalben grenzenlos. Die Kirche hatte vor der Tagung noch eine Chance, ihre Glaubwürdigkeit wiederherzustellen. Sie hat sie verspielt.

Offener Brief fand keine Berücksichtigung

Nichts von den Forderungen führender Katholiken und Kirchenwissenschaftler, die diese in einem offenen Brief an Kardinal Marx öffentlich gemacht hatten, findet sich nichts im Abschlussdokument der Tagung. Die Macht des Klerus wird nicht angetastet Jegliche Reform. Die Frau als Priester ist nach wie vor keine Option. Das Zölibat stand nicht zur Diskussion. Eine Reform der antiquierten Sexualmoral der Kirche mitsamt dem besonders schädlichen Verbot der Geburtenkontrolle ist weder für die nahe noch die ferne Zukunft angedacht.

Immer weiter so

Es wird weiter von der Kanzel Demut gepredigt und gleichzeitig in den Luxuslimousinen des Klerus Machtpolitik betrieben. Die Lehren Christie werden weiterhin in den Kirchen der Welt gepredigt und gleichzeitig mit den Füßen getreten. Die Kirche wird weltfremd bleiben wie sie es schon seit Jahrhunderten ist. Sie wird weiter Lieder singen lassen, deren Melodien ins Mittelalter gehören so wie auch die Texte der Kirchenlieder, die niemand versteht. Sie wird weiter von Wundern und der göttlichen Empfängnis erzählen und die aufgeklärten Schulkinder ab der vierten Klasse werden darüber lächeln. Sie werden weiter von der Erschaffung der Welt reden, wo jedes Schulkind inzwischen das Alter des Universums kennt.

Aber eigentlich ist das Alles gar nicht so wichtig und wird ohnehin von niemandem mehr ernst genommen. Wichtig war und ist eigentlich nur die Rolle des Glaubens (nicht der Kirche) als moralische Institution, basierend auf den 10 Geboten des Moses. Wäre das Christentum in der Lage, die moralischen Grundpfeiler einer Gesellschaft erfolgreich in der Welt zu verbreiten und in den Menschen zu verankern, dann hätte das Christentum und auch die Kirche trotz ihres liturgischen Habitus und Ihrer märchenhaften Geschichten Ihre Berechtigung in der Welt. Den Anspruch aber, das moralische Gewissen der Menschheit zu sein, hat sie mit der auf der Missbrauchstagung erwiesenen Reformunfähigkeit verspielt.

Fazit

Der Papst sorgt dich mehr um den Erhalt der Kirche als um das Schicksal der Opfer. Für den Erhalt der Kirche als Institution wird auch die Glaubwürdigkeit der Kirche auf dem Altar der Macht geopfert.


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