Die Wohnungsbaugenossenschaft – eine Erfolgsgeschichte ?

Wohnen

 

Eine Idee auf Abwegen

Auch wenn das Prinzip der Genossenschaft nicht auf das Wohnen beschränkt ist, soll es in diesem Beitrag nur um diese Art von Genossenschaft gehen und zwar um die Rüdersdorfer Wohnungsbaugenossenschaft eG. In meinem Beitrag vom 20.06.15 musste ich leider konstatieren, daß eine gute Sache wie eine Wohnungsbaugenossenschaft sehr wohl entarten und seine eigenen Grundsätze verraten kann.
„Zweck der Genossenschaft ist die Förderung ihrer Mitglieder vorrangig durch eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung.“, so steht es im § 2 (1) der Satzung der Rüdersdorfer Wohnungsbaugenossenschaft eG. In der Praxis regiert ein hauptamtlicher Vorstand mit Duldung des Aufsichtsrates die Genossenschaft wie eine AG, gewährt den Mitgliedern Ihre Gunst oder lehnt auch ab,  mit mehr oder weniger sachgerechter Begründung und oft auch ohne. Es werden Überschüsse erzielt, obwohl durchaus Investitionsbedarf besteht. Es werden Neuvermietungsaufschläge erhoben, die den Mietspiegel nach und nach in die Höhe treiben, die bedarfsgerechte Verteilung von Wohnraum behindern und angemessenen Wohnraum für viele unerschwinglich machen. Über neue Vorhaben wie der Errichtung einer neuen Wohnanlage an der Schnittstelle zwischen Waldstrasse, Brückenstrasse und Breitscheidstrasse wurde auf der Mitgliederversammlung zwar informiert, beteiligt an der Entscheidung über dieses Großprojekt wurden die Mitglieder aber nicht.
Doch es geht auch anders. Am 25.06.15 hat die BerlinerZeitung auf die Mietergenossenschaft Selbstbau e.G aufmerksam gemacht.

Die Mietergenossenschaft Selbstbau e.G

Diese Genossenschaft, bereits 1990 in Berlin gegründet, hält auch heute noch, in einem Umfeld rasant steigender Mieten bei ungebrochener Nachfrage, Fremdnutzung von Wohnraum für Ferienwohnungen und Entmietung von Wohnhäusern durch Schikanierung der Mieter zwecks Luxussanierung, an Ihren Grundsätzen fest:

So viel Miete wie nötig und nicht, soviel wie möglich.

Und sie setzt dieses Motto auch heute noch konsequent um. Angemessenen und zeitgemäßen Wohnraum für die Mitglieder bereitstellen, dass ist das Ziel der Mietergenosssenschaft. Das liest sich auch in der Rüdersdorfer Satzung nicht anders. Die Mittel sind auch nicht außergewöhnlich; man nutzt Fördermittel, die Mitglieder packen selber mit an und es werden Kredite aufgenommen. Auch Genossenschaftsanteile müssen von den Mietern erworben werden.Und doch spielt hier eine andere Musik. Je nach Finanzierung staffeln sich  die Mietpreise, die in der Regel deutlich unter den Preisen vergleichbarer Wohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt liegen und sicher keinen Mietspiegel in die Höhe treiben. Selbstbestimmtes Leben und Wohnen steht im Fokus und die Mieter werden in alle Entscheidungen einbezogen. Die Hausbewohner entscheiden, wer eine frei werdende Wohnung bekommt, neue Wohnprojekte werden gemeinsam mit den Mitgliedern geplant und umgesetzt. In der Satzung findet sich ein Artikel, der die Unabhängigkeit der Genossenschaft von Angehörigen des Bau- und Maklergewerbes sicherstellen soll. Positiv ist weiterhin anzumerken, dass der Aufsichtsrat für nur 2 Jahre von der Mitgliederversammlung gewählt wird und seinerseits auch den Vorstand nur für 2 Jahre beruft.

Was mich freut und was ich mir wünsche

Die Mietergenossenschaft SelbstBau e.G. Berlin beweist, dass es noch Wohnungsbaugenossenschaften gibt, die Ihren Grundsätzen treu geblieben sind und Ihre Geschäfte mit den Mitgliedern und nicht ohne oder sogar gegen sie betreiben, die Ihren Mitgliedern eine Heimat bieten und sie nicht zu Bittstellern degradieren. Und sie ist nicht allein. Auch die Wohnungsbaugenossenschaft Wohnungsbaugenossenschaft „Bremer Höhe“ eG, ebenfalls in Berlin beheimatet, fühlt sich in erster Linie dem Wohl Ihrer Mitglieder verpflichtet.
Ich wünsche mir, den Mitgliedern und der Rüdersdorfer Wohnungsbaugenossenschaft eG, dass sie wieder auf diesen Weg zurück findet und auch die 90% der Mitglieder, die regelmäßig den Mitgliederversammlungen fernbleiben, wieder in die Gemeinschaft der Genossenschaft einbinden kann. Ich bezweifle allerdings, dass dies ohne personelle Veränderungen möglich sein wird.


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