Wer interessiert sich für Politik – leider zu wenige

Jahre sind ins Land gegangen seit ich obige Feststellung gemacht habe. Revolutionen wurden angezettelt, Regierungen gestürzt und neu gewählt, Kriege wurden begonnen und verloren. Nun ist mit Putins Invasion der Ukraine der schon für unmöglich gehaltene Krieg nach Europa heimgekehrt. Und noch immer ist die Politik das Privileg der Regierenden und derjenigen, die das werden wollen. Politisch interessierte Bürger sind rar und werden oft von ihren Mitmenschen kritische beäugt und als Kommunisten, Nazis oder grüne Spinner in Schubladen gesteckt aus denen sie nach Möglichkeit nicht rausschauen sollen. Denn wer möchte schon an seine eigene Interessenlosigkeit und sein fehlendes Engagement erinnert werden. Es sind paradiesische Zustände für jede Regierung und gibt ihnen Freiräume, die die Bevölkerung anderer Länder ihren Regierungen nicht einräumt. Der französische Staatschef Macron weiß, was gemeint ist. Der Gegensatz zwischen Frankreich und Deutschland könnte aktuell nicht größer sein. Sobald die Regierung Maßnahmen plant, die die bürgerlichen Rechte der Bevölkerung beschränken könnten oder die die soziale Situation der Bürger zu beeinträchtigen drohen, sind die Franzosen auf der Straße. Während die eklatanten Fehlentscheidungen der deutschen Regierungen zum Beispiel in Bezug auf die Energiepolitik und die ungelösten Probleme der sozialen Ungerechtigkeit oder der Rentenpolitik von der Bevölkerung mit stoischer Gelassenheit hingenommen werden, riskiert Macron selbst mit Maßnahmen zum Schutz der Franzosen vor dem Coronavirus seinen Job. Dennoch ist Macron mit einem politischen Gestaltungswillen gesegnet, der mich angesichts eines so hilflos agierenden Kanzler Scholz mit Neid erfüllt.

Dabei haben auch die Deutschen eine Meinung, wenn sie denn konkret befragt werden. Organspende, Geschwindigkeitsbegrenzung, Waffenlieferungen an die Ukraine. Da machen die Deutschen klar, was sie für richtig halten. Dass die Regierung dennoch oft das Gegenteil dessen macht, was sie vor Wahlen versprochen hat und was die Bevölkerung wünscht, löst keine Reaktion und schon gar keine Aktion aus. Dabei muss man gar keine Unterschiede nach Altersgruppen oder Bildungsniveau machen. Die Jahre der Stagnation unter den Regierungen von Altkanzler Kohl und Altkanzlerin Merkel haben sicherlich viel zu diesem Zustand der Lethargie beigetragen. Der Staat wird ob seiner Exzesse (von der Bevölkerung abgekoppelte Einkommen der Politiker, ständige Vergrößerung des Regierungsapparates durch Ernennung neuer Spitzenbeamte und Vergrößerung des Bundestages, Geldverschwendung durch Verdoppelung der Größe des Kanzleramtes, und Lauterbachs neue Aufklärungsbehörde usw.) nicht mehr als Autorität wahrgenommen. Dazu haben auch die Skandale um die persönliche Bereicherung von Politikern (Maskenskandal) oder persönliches Versagen in Krisensituationen (z.B. während der Überschwemmungskatastrophe im Ahrtal beigetragen. Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Dazu kommt der Niedergang der deutschen Wirtschaft, die fehlende Digitalisierung, die kritische Energieversorgung unseres Landes und der katastrophale Zustand des Bildungswesens. Auch die überbordende Regelungswut der Bürokratie erstickt jede Initiative im Keim und führt letztlich zu jener Gleichgültigkeit, die unserer Demokratie immens schadet. Auch viele Politprofis sind inzwischen zu der Ansicht gelangt, dass eine echte Demokratie in Deutschland nicht mehr existiert. Das Mitglieder des Bundestages, Marco Bülow (Die Partei), hat sich im Spiegel ausführlich zu dieser traurigen Tatsache geäußert.
Besonders interessant ist im Hinblick auf den Zustand Deutschlands das Kriegstagebuch des Lemberger Journalisten Juri Durkot.
Dennoch muss ich am Ende eine Lanze für uns Deutsche brechen. Die Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölkerung kann man nur als außerordentlich bezeichnen. Die kritische Haltung der Ukraine gegenüber Deutschland ist mir angesichts des Zauderns unseres Kanzlers durchaus verständlich. Wenn sich nach Kriegsende der Pulverdampf verzogen hat, wird auch die Ukraine anerkennen, dass Deutschland viel für ihre Bevölkerung getan hat.

Kurioses und Unverständliches

23.04.24
Der Kanzler kann aufatmen
Wie ein Damoklesschwert schwebte bis gestern der Cum-Ex-Skandal bei der Warburg-Bank in Hamburg über dem Kopf von Bundeskanzler Scholz (SPD). Als Erster Bürgermeister Hamburgs hatte sich Scholz zusammen mit dem jetzigen Ersten Bürgermeister der Hansestadt und damaligen Finanzsenator Peter Tschentscher (ebenfalls SPD) bleibende Verdienst um die Harburg-Bank erwerben wollen. Er wollte der Warburg-Bank die Rückzahlung von unrechtmäßig erhaltenen Steuergutschriften in Höhe von 49 Mio € erlassen. Erst. Das Eingreifen des Finanzministeriums hat dem einen Riegle vorgeschoben. Ein Untersuchungsausschuss versucht seit Jahren Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Er wird mit Sicherheit wie bisher alle Untersuchungsausschüsse scheitern. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln unter Führung der Chefermittlerin Brorhilker waren jedoch eine permanente Bedrohung für den Kanzler. Nun hat Brorhilker entnervt hingeworfen. Die Oberstaatsstaatsanwältin hat sich bei ntv ausführlich zu den Gründen ihres Ausscheidens aus dem AMT geäußert und dabei die schleppende Aufarbeitung der Finanzkriminalität beklagt. Die Details finden Sie hier.

23.04.24
Geheimdienstchef Israel ist zurückgetreten
Ungeheuerliches ist am 22.04.24 in Israel geschehen. Der Direktor des israelischen Militärgeheimdienstes, Aharon Haliva, ist zurückgetreten.
Bereits kurz nach dem Terrorangriff am 07.10.23 hatte Haliva das Versagen des Geheimdienstes eingeräumt. Nun hat er die Konsequenzen gezogen. In seinem Rücktrittsschreiben stellte er fest, dass der Nachrichtendienst unter seinem Kommando seinen Aufgaben nicht gerecht geworden ist. Sobald ein Nachfolger ernannt ist, wird Haliva aus der Armee ausscheiden.
Es nötigt mir Respekt ab, dass ein hoher Offizier die Konsequenzen für sein Handeln übernimmt. In Deutschland ist so etwas schon seit Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen.

Sie kennen Volker Pispers nicht?
Sollten Sie aber unbedingt, Suchtfaktor garantiert.

07.04.24
Umweltministerium brüskiert Botswana
Wieder einmal hat die feministische grüne Außenpolitik einen durchschlagenden Erfolg zu verbuchen. Die grüne Umweltministerin Lemke (für Deutschland) möchte auch in Afrika Verantwortung für den Schutz der dortigen Tierwelt übernehmen und kurzerhand und schnellentschlossen den Import von Jagdtrophäen aus Botswana beschränken bzw. verbieten. Botswana ist ein zwar armes aber immerhin auch eines der wenigen demokratisch regierten Länder Afrikas. Der dortige Präsident Mokgweetsi Masisi fand diese Einmischung in seine inneren tierischen Angelegenheiten unangemessen. Dazu muss man wissen, dass die Schutzmaßnahmen für afrikanische Elefanten zu einer enormen Aufblähung der Population geführt haben. Das hat zur Gefährdung der Bauern und der Zerstörung von landwirtschaftlichen Nutzflächen durch die Elefanten geführt. Selbst die Dörfer wurden von den Elefanten nicht verschont. Durch die Jagd führt Botswana die Population der Elefanten wieder auf ein erträgliches Mal zurück. Dass die dabei anfallenden Trophäen auf dem internationalen Markt zu Geld gemacht werden, ist nicht nur für ein armes Land nachvollziehbar.
Es sollte doch für ein solch großes Ministerium wie dem der Umweltministerin möglich sein, solche Dinge im vorab zu prüfen und auf solche Fehlentscheidungen zu verzichten. Man darf gespannt sein, wie Frau Lemke auf das Angebot des botswanischen Präsidenten Masisi, Deutschland 20.000 Elefanten zu schenken, reagieren wird.

Haben Sie schon von Rüdersdorf gehört? Schauen Sie selbst.

 


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