Gesundheitswesen in der Krise

Das stinkt zum Himmel

Ab und zu blubt es mal auf wie eine Blase in einem Magmasee oder zutreffender wie Eiter aus einer Beule, der Kampf der Giganten der Gesundheitsindustrie,- Pharmariesen gegen Gesundheitsministerium und Krankenkassen, Krankenkassen kämpfen gegeneinander um jeden Kunden, Pharmavertreter kämpfen um jeden Arzt und jeden Apotheker, die Hersteller medizinischer Apparate ringen um jeden OP, den sie ausstatten können, die Hersteller medizinischer Hilfsmittel ringen um jeden Artikel, der keine Kassenleistung ist und somit zusätzliche Einnahmen verspricht.
Es geht allen nur ums Geld, die einen wollen soviel wie möglich davon verdienen und die anderen soviel wie möglich sparen.
Der Patient ist dabei nur Mittel zum Zweck, sein Wohl steht schon lange nicht mehr im Mittelpunkt.
Je nach Gesetzeslage wird der Patient entweder mit offenen Wunden nach der OP aus dem Krankenhaus geworfen oder auch bereits vor dem Wochenende ins Krankenhaus eingewiesen und dort festgehalten als sei er im Strafvollzug. Operiert wird alles was nicht bei 3 ausgerissen ist, Knie, Hüften oder Wirbelsäulen wie am Fließband. Appendix ist ein Fremdkörper, Mandeln überflüssig, Gallenblase macht eh bloß Ärger. Ärzte halten die Hände auf und die Forschung wird von den Pharmafirmen bezahlt. Korruption grassiert und Medikamente kommen auf den Markt, die im besten Fall nicht der Gesundheit  schaden und im schlechtesten Fall nicht nur teurer sondern auch noch gesundheitsschädlich sind. Und im offentlich-rechtlichen Fernsehen wird permanent für die Eigenmedikation mit Medikamenten geworben, die frei zugänglich sind und entweder keine therapeutische Wirkung haben (z.B. Schüssler) oder schwere Nebenwirkungen haben können und daher verschreibungspflichtig sein sollten (Paracetamol). Gelegentlich warnt irgendein ewig Gestriger vor der 2-Klassen-Medizin. Da kommt er ein bischen spät, die haben wir längst. Hast Du genug Geld, kannst Du Dir Gesundheit leisten, ansonsten nimmst Du, was Deine Kassen Dir zubilligt oder Du läßt es. So einfach funktioniert unsere Gesellschaft, hast Du was bist Du was.

Die letzte Eiterblase des deutschen Gesundheitswesens ist erst kürzlich geplatzt und betrifft einen Artikel, der in unserer alternden Gesellschaft immer mehr gebraucht wird,- Windeln. Gemeint sind nicht die für unsere lieben Kleinen sondern die für unsere lieben Alten, denen es altersbedingt schwer fällt, Ihre Bedürfnisse unter Kontrolle zu halten sprich inkontinent sind. Alle Kassen müssen sparen und greifen dazu mehr und mehr auch zu dem Mittel der Ausschreibung, um die Hersteller von Medizinprodukten Ihrerseits unter Druck zu setzen und die Einkaufspreise zu drücken. So geschehen in Sachen Windeln seitens der Barmer Krankenkasse. Im Ergebnis erhielt die Barmer Angebote, die deutlich unter den üblichen Marktpreisen lagen. Die aufmerksamen Mitarbeiter der Barmer hatten daher den Verdacht, die Anbieter hätten in Ihr Angebot von vornherein eingepreist, dass die Patienten aufgrund der ungenügenden Qualität der Kassenprodukte in der Regel teurere Produkte gegen entsprechende Zuzahlung erwerben würden. Dies wurde durch eine Auskömmlichkeitsprüfung bestätigt. Konsequenterweise wurde die Ausschreibung aufgehoben und nun werden  wieder wie bisher mit Interessenten Verträge ausgehandelt, denen andere Firmen beitreten können. (Info Berliner Zeitung)
All diese Probleme sind das Ergebnis der Privatisierung des Gesundheitswesens. Und ein privat geführtes Unternehmen, also auch ein Krankenhaus in privater Trägerschaft, muss nun einmal Gewinn erwirtschaften, alles andere ist da zweitrangig, auch und erst recht der Patient. Da kann der Gesetzgeber noch so viele Gesetze erlassen, Aufsichtsbehörden unterhalten, Korruptionsprozesse führen; Geld ist ein starker Antrieb und viel Geld ein noch stärkerer. Das hat ein gewisser Karl Marx schon im 19.Jahrhundert richtig erkannt. Und das betrifft nicht nur das Gesundheitswesen sondern alle Bereiche der Gesellschaft. Und deshalb sollten alle Bereiche, die für das Leben der Menschen essentiell sind, verstaatlicht werden und das sind auch die Energieversorgung, die Wasserversorgung und auch die Kommunikation.
Ich kann mich an Zeiten erinnern, da wurden die Kosten für eine Brille von der Kasse getragen. Diese Last trägt schon seit Jahren der Bürger. Eine durchschnittliche Brille kostet etwa 300 €. Viele Wenigverdiener  können sich das nicht leisten. Wenigstens können Sie sich da auch gleich die Zeitung sparen, können sie ja sowieso nicht lesen. Eine Zahnwurzel entzündet sich bisweilen. Die Kasse zahlt eine Standardwurzelbehandlung, das heisst ohne Operationsmikroskop und ohne Möglichkeit, den Wurzelkanal auszumessen. Das ist mehr oder weniger ein Glückspiel und ist meinem Fall bei gleich drei Zähnen schief gegangen. Die Statistik sagt, daß die Erfolgsquote bei der Standardmethode bei unter 50% liegt was ja auch kein Wunder ist, da der Zahnarzt mehr oder weniger im Dunkeln stochert. Mit dem entsprechendem Equipment und entsprechender Erfahrung liegt die Erfolgsquote der professionellen Wurzelbehandlung bei 99 %, bei zweien meiner Zähne sogar bei 100 %. Allerdings muss man nach derzeitiger Gesetzeslage mit Kosten von 1000 bis 1500 € für 2 Zähne rechnen. Nur in Ausnahmefällen ist die Kostenübernahme durch die Krankenkasse möglich und selbst dann ist das freiwillig. Meine Krankenkasse ist gewiss nicht kleinlich, aber die Übernahme dieser Kosten hat sie abgelehnt. Was macht nun ein Patient, der dieses Geld einfach nicht hat. Er läßt sich die Zähne ziehen und braucht irgendwann ein Gebiss. Alle anderen Alternativen sind den Betuchten unter uns vorbehalten.
Aber wie essen ohne Zähne, wie lesen oder arbeiten ohne Brille. Es sind Grundbedürfnisse, die von unserem Gesundheitswesen nicht mehr bedient werden. Selbst medizinisch notwendige Medikamente werden nicht immer von den Krankenkassen getragen.
Und all das geschieht in einem der reichsten Länder Erde und es regt offensichtlich niemanden auf.

Ich wünsche Ihnen Gesundheit und das nötige Kleingeld dafür.

 


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