Wissing gegen den Zeitgeist

Während der inzwischen von jeglichen Umweltauflagen befreite Verkehrsminister Wissing (FDP) die autofreundliche Umgestaltung der Innenstädte fordert und damit ein Konzept aus dem Nachkriegszeitraum wiederbeleben möchte, wird in den meisten europäischen Staaten und auch in Asien nach Lösungen gesucht, die den Individualverkehr einschränken und die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs bevorzugen. Autofrei wohnen,- für viele ist das inzwischen ein Wunschtraum.

Neue Konzepte für das autofreie Wohnen

Nicht nur im Fahrradland Niederlande, sondern auch in Dänemark, Schweiz und Großbritannien werden neue Konzepte zur Begrenzung des Autoverkehrs in den Innenstädten erprobt bzw. umgesetzt. In München, Hamburg, Köln, Münster, Kassel, Bremen, Karlsruhe, Aachen, Frankfurt/Main und Freiburg gibt es bereits autofreie Wohngebiete. Selbst in Berlin wurden in den Stadtbezirken Kreuzberg, Neu-Köln, Steglitz und Zehlendorf fast autofreie Zonen eingerichtet. Dort sind die Autos an der Peripherie auf Parkplätzen oder Tiefgaragen untergebracht. Um die Realisierung weiterer autofreier Wohngebiete wird sich immer noch gestritten. So techt halt Berlin. Details zu den Projekten finden Sie auf autofrei-wohnen.

ÖPNV in der Türkei-flexibel, schnell und preiswert

Auch in der Türkei hat man insbesondere in den Touristenhochburgen das Problem, den überwiegend mit dem Flugzeug angereisten Urlaubern ein schnelles, effizientes und preiswertes Verkehrsmittel bereitzustellen.

Mit dem Dolmus haben sie diese Aufgabe hervorragend gelöst. Ich kenne kein Verkehrsmittel für den innerörtlichen und zwischenstädtischen Verkehr, dass so flexibel und leistungsfähig ist. Auf festen Linien zwischen den Touristenschwerpunkten verkehrend kann man den Dolmusbus unabhängig von den vorhandenen Haltestellen an jeder Stelle durch Handzeichen anhalten und zusteigen.  Der kundenfreundliche Obolus von einem Euro bis zum nächsten Umsteigeparkplatz wird direkt oder per Weiterleitung durch die Mitfahrer an den Fahrer weiter gereicht.

Will man vor dem Umsteigehalt aussteigen sagt man es dem Fahrer,- ein Hotel- oder Ortsname genügt. Die Fahrer verstehen meist kein Deutsch, aber die Fahrziele verstehen Sie. Auf Wunsch sagen sie den Fahrgästen auch an, wenn ihr Ziel erreicht wird.

Die Busse fahren in einem so dichten Takt, dass man nie lange auf den nächsten Dolmus warten muss und ein Fahrplan verzichtbar ist. Daher ist auch die relativ geringe Transportkapazität von ca. 20 Personen pro Dolmus ausreichend. Anhand der Busnummern bzw. der auf den Fahrzeugen angezeigten Fahrtziele findet man sicher seinen richtigen Bus.

An den Dolmus habe ich unter anderen gedacht, als ich am 29.04.23 den Beitrag Die Reduzierung des Individualverkehrs veröffentlicht habe.

Linienverkehr mit Kleinbussen-die Lösung für Rüdersdorf?

 Sicher muss man die türkische Verkehrslösung an unsere Verhältnisse und Erfordernisse anpassen. Dies betrifft unter anderem den im Tagesverlauf schwankenden Bedarf an Transportkapazität. Besser als große Gelenk-Busse nach Fahrplan aber ohne Fahrgäste fahren zu lassen und intensiven Individualverkehr von PKW mit jeweils einem Insassen mit anschließend ebenso intensiver Parkplatzsuche zu ertragen, ist das türkische System allemal.
Leider kann ich keine Aussage zur Auslastung unserer Busse auf den verschiedenen Fahrtrouten und über die Gesamteinsatzzeit an verschiedenen Wochentagen machen. Ein Gespräch mit der beauftragten Busgesellschaft kann da sicher Klarheit schaffen. Tatsache ist, dass in anderen Orten unseres Landkreises bereits Kleinbusse im Einsatz sind und das wird seine Gründe haben.

Schnell und günstig nach Side

Natürlich schützt die Türkei auch ihre bedeutenden historischen Ausgrabungsstätten vor den Folgen des Verkehrs. Deshalb transportiert eine historische Bimmelbahn die Touristen in die antike Stadt Side. Und für 50 Cent pro Fahrt und Fahrgast tut sie dies auch noch sehr preiswert.