Gesundheitsminister Gröhe versus Versandhandel

Keine Preisbindung für ausländische Versandapotheken

Bereits am 20. Oktober letzten Jahres hatte ich in einem Beitrag anläßlich einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes, dass die inländische Preisbindung nicht für ausländische Versandapotheken gilt, von dem Versuch von Gesundheitsminister Gröhe berichtet, den Versandhandel zu verbieten. Dabei geht es ausschließlich um die verschreibungspflichtigen Medikamente, die Präparate also, auf die alle Patienten angewiesen sind.

Minister Gröhe im Einsatz für die Apotheken-Lobby

Mit aller Vehemenz wollte sich der Gesundheitsminister dafür einsetzen, dass die zuverlässige Versorgung mit Arzneimitteln auch in der Fläche für die Zukunft gesichert wird. Inwiefern die Konkurrenz mit ausländischen Versandapotheken die Versorgungssicherheit gefährdet, konnte er allerdings bis heute nicht schlüssig darlegen.
Dennoch, Logik hin oder her, einmal versprochen, bleibt Herr Gröhe am Ball und versucht weiterhin, die unliebsame Konkurrenz vom deutschen Apothekenschlaraffenland fernzuhalten, bis heute ohne Erfolg. In welchem Interesse er dabei handelt dürfte jedem klar sein. Ich danke, dass man hier getrost von einer Verletzung seines Amtseides sprechen kann. Denn eigentlich hat er geschworen, den Interessen der Bundesrepublik zu dienen. Von unermüdlichem Einsatz für gewisse Klientelgruppen steht meines Wissens nichts im Amtseid. Aber damit steht Herr Gröhe ja nicht allein da.

Die Zeit wird knapp

Doch so recht will Herrn Gröhe niemand folgen und so stockt das Vorhaben. Doch die Zeit drängt. Die Legislaturperiode nähert sich dem Ende und auch die EU müßte das Gesetzesvorhaben noch absegnen und deren Segen gibt es nicht im Schnellverfahren.

Grüner Alternativvorschlag in Sicht

Nun haben sich die Grünen erbarmt und schlagen die Gleichbehandlung aller Apotheken vor. Die geltenden Festpreise der Medikamente sollen dazu als Höchstpreis fixiert werden. Abweichungen sind nur nach unten möglich, wobei allerdings auch Rabatte und Boni begrenzt werden sollen. Wozu diese Begrenzung dient bleibt der Fantasie überlassen. Ich tippe mal auf die Sicherstellung eines ordentlichen Gewinnes für die Hersteller. Dass dieser gefährdet ist, mag ich allerdings auch kaum glauben. Dennoch ist dies unter dem Strich ein Vorschlag, mit dem alle leben können sollten. In der Konsequenz wird ein fairer Wettbewerb ermöglicht ohne das Portemonnaie der Patienten weiter zu belasten. 
Die SPD sieht im Versandhandel eine gute Ergänzung zu den klassischen Apotheken, wollen die inländischen Apotheken allerdings nicht benachteiligen. Worin die Benachteiligung besteht, haben aber auch die Genossen nicht erläutert. Mit dieser Einstellung sollten sie einen Konsens in der Sache mit den Grünen hinbekommen und so wieder ein Stück Gerechtigkeit in diesen so wichtigen Sektor unserer Gesundheitsfürsorge bringen können. Es bleibt zu hoffen, dass auch Herr Gröhe die Größe findet, sich diesen Vorschläge anzuschließen und zum Abschluß seines Wirkens seinem Amtseid doch noch gerecht zu werden.

PS: Jenseits der großen Politik ist es doch für die Patienten gerade in den schlecht versorgten ländlichen Bereichen ein großer Vorteil, schnell und bequem über das Internet Medikamente ordern zu können und diese auch noch nach Hause geliefert zu bekommen. Gerade dieser Punkt ist zum Beispiel für gehbehinderte Menschen bedeutsam.
Und Internet ist schließlich überall (hat jedenfalls die Kanzlerin versprochen).
Einen kleinen Nachteil haben die örtlichen Apotheken natürlich schon. Sie tragen die Hauptlast der Beratung. Dafür sind sie allerdings in Sachen Kundenbildung klar im Vorteil. Denn sie haben den persönlichen Kontakt.
Welche Regelung auch immer getroffen wird, an diesen Tatsachen wird sich nichts ändern.


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