Vom Autoritätsverfall des Staates

Politik

Vom Autoritätsverfall des Staates
Götz George brilliert in „Zivilcourage“

Am Mittwoch, den 25.07.2018 um 20:15 Uhr, zur besten Sendezeit also, durfte Götz George als vereinsamter Buchhändler in der ARD brillieren. „Zivilcourage“ hiess dieser wunderbar feinfühlige Film, in dem zwei Außenseiter sich im Konflikt mit der ganz alltäglichen Gewalt bewähren müssen. Von den kriminellen Freunden einer Schulpraktikantin bedrängt, bedroht und schließlich sogar verletzt, zeigt Götz George Standhaftigkeit gegenüber Einschüchterungsversuchen seiner verrohten Widersacher.  Auch als die Staatsmacht versagt, zeigt er Haltung und ist schließlich bereit, Selbstjustiz auszuüben. Mit seiner Geradlinigkeit, seiner Offenheit, Selbstlosigkeit und seinem Mut gewinnt er die Sympathie seiner jungen Schulpraktikantin, die sich schließlich von ihren „Freunden“ trennt und beginnt, für ein sinnvolles Leben zu arbeiten. Dies alles wird ohne Schockeffekte und Gefühlsduselei sehr glaubhaft von den beiden Hauptakteuren dargestellt. Alles in allem ein wunderbarer und wichtiger Film mit dem herausragenden Götz George, der in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden wäre. Der Autoritätsverfall des Staates, in diesem Fall der Polizei als Staatsorgan, und die völlige Respektlosigkeit gegenüber jeglichen Autoritäten und die Missachtung der normalen Regeln des Umgangs mit seinen Mitmenschen wurden drastische deutlich gemacht. Nach den Ursachen wurde im Film nicht beleuchtet. Nur in den Szenen, die die Macht- und Erfolglosigkeit der Polizei bei der Bekämpfung der Alltagskriminalität thematisierten, wurde deutlich, woher der Autoritätsverlust des Staates kommt.

Die Ursachen des Autoritätsverfalls

Es gibt sicher viele Ursachen für die Verachtung, die viele Bürger dem Staat und seinen Vertretern auf allen Ebenen entgegen bringen. Ganz sicher wird hier auch viel pauschaliert.Realistisch betrachtet kann nicht jeder Polizist, Kommualbediensteter oder Politiker über den gleichen Kamm geschoren werden. Dennoch sind es die zahlreichen Verfehlungen gerade auch führender Politiker, die zu einer ständig weiter um sich greifenden Politikverdrossenheit und Ablehnung staatlicher Autorität führen. Wenn Regierungsmitglieder im Ministerrang wochenlang gegen die eigene Kanzlerin opponieren, deren Richtlinienkompetenz in Frage stellen und das Platzen der Fraktionsgemeinschaft und der  Regierungskoalition heraufbeschwören nur um sich Vorteile im regionalen Wahlkampf zu verschaffen, dann darf es niemanden verwundern, dass das Vertrauen in Parteien und Regierung schwindet und sich das Recht des Stärkeren durchsetzt. Auch der nachstehende Fall trägt sicher nicht dazu bei, das Vertrauen der Bürger in seine Politiker zu stärken.

Der Fall Steffel

Frank Steffel, seit September  CDU-Bundestageordneter, war von 2001 bis 2009 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und von 2001 bis 2003  Fraktionsvorsitzender der CDU. Nach Abwahl Eberhard Diepgens als Regierenden Bürgermeister im Jahre 2001 wurde Steffel zum Spitzenkandidaten der CDU und Herausforderer des neuen Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) zur Wahl am 21.10.2001 gewählt. Infolge einiger unglücklicher Wahlkampfaustritte und infolge der Berliner Bankenkrise sowie des CDU-Spendenskandals scheiterte er grandios.
Er ist also eine der führenden Politiker der CDU und auch skandalerprobt. Nun bahnt sich ein weiterer Skandal um ihn an. Bereits mehrere bekannte Politiker mussten wegen Plagiats Ihre unredlich erworbenen Doktortitel wieder angeben. Der wohl bekannteste Fall dürfte der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sein.
Auch an Herrn Steffels Berechtigung zum Tragen des Doktorhutes sind nun ernsthafte Zweifel aufgetaucht. Herrn Steffel wird vorgeworfen, auf mehreren Seiten seiner Dissertation ganze Abschnitte aus anderen Werken übernommen zu haben, ohne die Zitate auch als Zitate kenntlich zu machen. Das sind die Kriterien eines Plagiats. Der Fall wird vom Promotionsausschuss des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der FU untersucht, da dieser laut Berliner Hochschulgesetz zuständig ist. Die ist insoweit bemerkenswert, da eigentlich eine extra eingesetzte Untersuchungskommission die Untersuchung vornehmen sollte. So sieht es der auf der Homepage der FU angepriesene Ehrenkodex vor. Dies wird jedoch laut Aussage des Präsidenten der FU, Peter-Andre`Alt ,seit ein paar Jahren nicht mehr praktiziert.Begründet wird dies mit einem Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin aus dem Jahr 2009. Es ist schon merkwürdig, wenn sich eine Institution wie die FU erst einen Ehrenkodex implementiert, um sich anschließend nicht mehr an die eigenen Regeln zu halten. Da die Regeln des Ehrenkodex strenger und präziser abgefasst sind als die des veralteten Berliner Hochschulgesetzes entsteht der Eindruck, hier solle etwas unter den Tisch gekehrt werden. Der Doktorvater Steffels, Prof. Winterhager, nahm diesen in Schutz. „Die von Herrn Dr. Steffel gewählte Zitierweise (….) war damals an meinen Lehrstuhl und nach meiner Überzeugung im gesamten Lehrstuhl üblich.“ (Zitat aus der Berliner Zeitung vom 18.08.2018)
Mit Wissenschaft hat diese Äußerung wohl wenig zu tun. Dass sich eine solch ehrwürdige Institution wie die Freie Universität, dem Verdacht Plagiate zu decken aussetzt, ist nur ein weiters Beispiel für den moralischen Niedergang in Deutschland. 
Nachdem die Vorwürfe öffentlich geworden sind, hat sich der Promotionsausschuss für die Aberkennung des Doktortitels von Herrn Steffel ausgesprochen. Sollte dieser klagen, könnte viel Ungemach auf die FU zukommen, jedenfalls wenn Winterhager seine eigenen Zitierregeln auch bei anderen Doktoranden angewandt hat. Eine insgesamt sehr unappetitliche Affäre.

 

 


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