Sind wir alle irre? Der tägliche Wahnsinn auf den Straßen

Chaos auf Deutschlands Straßen

Der Teufel ist los auf Deutschlands Straßen. Es sind Ferien in vielen Bundesländern und alle fahren hin oder auch her, um irgendwo im Süden oder auch Norden nach Beschlagnahme eines Parkplatzes und Inspektion der Urlaubsunterkunft endlich in den Urlaubsmodus zu verfallen. Dazu kommen die (Un)-Glücklichen wie die Anwohner der Rüdersdorfer Waldstraße, die nach gefühlten Äonen des Wartens endlich in einen nutzbaren Modus versetzt wird,- mit LED-Beleuchtung, Gehweg, Radweg, neuem Asphalt, neuen Versorgungs- und Entsorgungsleitungen und ganz ohne Schlagloch.

Der Staat setzt auf Regeln

Der Staat hat natürlich Regeln festgelegt, damit sowohl die Urlauber unbeschadet an ihr Ziel gelangen als auch Bauarbeiter ohne Schaden an ihrer Gesundheit ihrem Job nachgehen können. Gebündelt sind diese Regeln in der STVO, auch Straßenverkehrsordnung genannt.Jeder Bürger, der ein Fahrzeug führen möchte, muss sie zwangsläufig näher kennenlernen. Die Masse der Möchtegernfahrer schafft das auch irgendwann.

Der Bürger setzt auf Freiheit

Doch dann beginnt die Droge der Automobilindustrie zu wirken. „Freie Fahrt für freie Bürger“, das ist der sinnentleerte Slogan, mit dem die FDP den Bürgern auch weiterhin ihre aus der Zeit gefallene Ablehnung des 130 km/h-Tempolimits als Lebensmotto verkaufen will. Und so arbeitet man sich langsam vom Anfängerraser zum Großmeister der Straße hoch, ungehindert durch stete polizeiliche Überwachung und nachfolgenden Erziehungsmaßnahmen, Bußgeldern oder Strafbefehlen. Die Triebe sind halt stärker als Vernunft und die Drohungen der Staatsmacht.

Rüdersdorfer Zustände

In meiner derzeit im Bau befindlichen Straße, zurzeit offiziell Einbahnstraße, werden die geforderten 10 km/h von jedem Fahrzeug ignoriert. Regelmäßig fahren PKW, Transporter und gelegentlich auch LKW falsch herum in die Einbahnstraße und überfahren dabei vier entsprechende Schilder, bis sie endlich auf eine Ampel treffen, die ständig „rot“ anzeigt und auf einem Zusatzschild auch darauf hinweist. Zwei Drittel der soweit vorgedrungenen Kraftfahrer ignorieren dann auch die rote Ampel und fahren in die Baustelle ein, die kein Umkehren mehr ermöglicht und das auch am Tag, wenn die Baufirmen aktiv sind.  Das Erstaunliche an der Sache ist, dass bisher kein tödlicher Unfall zu verzeichnen ist. 150 € und einen Punkt in Flensburg kostet ein solcher Verstoß und dennoch findet er täglich statt. Erstaunlich ist das nicht, hat die Polizei ihre spärlichen Kontrollen doch seit langem eingestellt und auch das Ordnungsamt fühlt sich nicht befugt, hier einzuschreiten.

Berlin – Hauptstadt der Verkehrssünder

Doch wir sind nur eine 16.000-Einwohnergemeinde und können uns mit Berlin nicht vergleichen.

Die dortigen Zahlen lassen uns vor Neid erblassen. Falschparker und Temposünder haben dort im ersten Halbjahr 2022 für Mehreinnahmen von 18,3 Millionen Euro gesorgt. Dazu muss man wissen, dass wegen Personalmangel im ersten Halbjahr diesen Jahres 20.980 Verfahren wegen Verjährung eingestellt werden mussten. 

Die Berliner Gewerkschaft der Polizei geht davon aus, dass in diesem Jahr mehr als 3,7 Millionen Anzeigen anfallen werden.

„Wir sehen anhand der Zahlen schon sehr deutlich, dass die Regeln in unserer Stadt nur rudimentär beachtet werden“, meinte GdP-Landeschef Stephan Weh.

Wohin führt diese Entwicklung?

Es wäre schön, wenn sich diese Feststellung nur auf den Verkehr beschränken lassen würde.

Die Erfahrung eines langen Lebens zeigt jedoch, dass die Gesellschaft aus den Fugen geraten ist. Normen werden nicht mehr allgemein akzeptiert, das Recht des Stärkeren siegt über die Vernunft, der Zusammenhalt der Bevölkerung ist verloren gegangen. „Hast Du was, bist Du was“, das ist (wieder) das Motto unserer Tage. Eine solche Haltung kann angesichts der aktuellen Krisen und der sich vertiefenden sozialen Spaltung zur Erosion unserer Gesellschaft führen, mit ungeahnten Folgen.


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130 km/h-Tempolimit, 3, 7 Millionen Verkehrsverstöße, Freie Fahrt für freie Bürger, Normen nicht kzeptiert, Rüdersdorfer Waldstraße, Straßenverkehrsordnung
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