Expertenkommission widerspricht Regierungsbericht zur Energiewende

Expertenkommission kritisiert achten Monitoringbericht der Bundesregierung

Im Jahr 2010 hat die Bundesregierung bei der Vorlage des ersten Energiekonzeptes beschlossen, künftig eine Expertenkommission den jährlichen Regierungsbericht zur Energiewende begutachten und kommentieren zu lassen. Die kluge Entscheidung könnte sie heute bereuen, denn wesentlichen Punkte des Berichtes werden von den Experten grundsätzlich anders beurteilt. Sie sehen eine Fehlkalkulation und fordern unter anderm eine teilweise Verlegung der Energiewende ins Ausland.

Kernpunkt ist die Energieverbrauchsprognose

Kernpunkte der Differenzen bei der Beurteilung der Energiewende sind der Stand der bisherigen Umsetzung sowie die Prognose zum künftigen Energieverbrauch Deutschlands. Währen die Regierung von einem konstanten Energieverbrauch angeht, rechnen die Experten um den Umweltökonomen Andreas Löschel mit einer Steigerung um 10%. Eine solche Steigerung hätte weitreichende Folgen. Deutschland würde vom Energieexporteur zum Importeurs mutieren. Dies ist unter anderem damit begründet, dass entgegen den Annahmen der Bundesregierung der Ausgleich des Mehrverbrauchs durch die Produktion von Wasserstoff, die Elektromobilität und den Einsatz von Wärmepumpen durch eine höhere Effizienz nicht ausgeglichen werden kann.

Empfehlungen der Kommission

Der von der Expertenkommission prognostizierte Mehrverbrauch führt zu höheren Anforderungen an die Erzeugung regenerativer Energien. Daher ist das EEG-Gesetz erneut anzupassen und der forcierte Ausbau der erneuerbaren Energien notwendig. Das aber halten die Experten wegen Flächenrestriktionen, Akzeptanzproblemen (zum Beispiel bei der Windkraft) und des notwendigen mehrjährigen Vorlaufs bei großen Projekten (Stichwort Digitalisierung der Bürokratie) in Deutschland nicht für umsetzbar. Daher empfiehlt die Expertenkommission Teil der Ökostromproduktion ins Ausland zu verlagern. Wind weht schließlich auch in anderen Regionen und für die Nutzung der Solarenergie gibt es viele denkbare Standorte, die wegen Ihres Klimas weitaus besser für die Solarenergieproduktion geeignet sind als Deutschland. Von solchen Investitionen könnten beispielsweise afrikanische Staaten durchaus profitieren, eine Win-Win-Situation. Auch Griechenland oder Spanien wären als Standorte denkbar. Dafür muss der Staat natürlich die Rahmenbedingungen schaffen. In Sachen Energie soll Wasserstoff eine bedeutende Rolle spielen. Dieser wird allerdings in großem Maße importiert werden müssen, da die Bundesregierung inzwischen erkannt hat, dass Deutschland die benötigten Mengen niemals selbst erzeugen kann.
Trotz möglicher Auslandsinvestitionen dürfe dennoch auch in Deutschland der weitere Ausbau regenerativer Energien nicht vernachlässigt werden. Insbesondere im Verkehrssektor ist bisher wenig erreicht worden. Der Wechsel vom Verbrenner zum E-Automobil allein wird für das Erreichen der Klimaziele nicht genügen. Dazu ist eine echte Verkehrswende erforderlich, die auch Verhaltensänderungen einschließt. Wir brauchen eine Wende weg vom Individualverkehr hin zum Öffentlichen Verkehr.

Diese Wende ist genauso notwendig wie radikal und ich habe meine Zweifel, dass sie gelingen wird.


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Energieverbrauchsprognose, Energiewende, Nachhaltigkeit, Ökostrom, regenerative Energie, Solarstrom, Verkehrsministerium scheitert an Auflagen, Wechsel vom Individualverkehr zum ÖPNV
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