Anrüchiges Geschäft mit TI-Konnektoren 

Die Finanzmisere des Gesundheitswesens

Seit Jahren reißen die Klagen über das unterfinanzierte deutsche Gesundheitswesen nicht ab. Erst kürzlich wurde wieder einmal eine drohende Insolvenzwelle bei den Kliniken angekündigt. Aber ist das wirklich so? Ist es nicht viel mehr so, dass das in weiten Teilen privatisierte Gesundheitswesen, das inzwischen von Großkonzernen, ähnlich denen in der Industrie geprägt ist, seine Gewinne zu maximieren sucht?
Ein aktueller Bericht zu einem geplanten Routertausch lässt nüchtern betrachtet nur diesen Schluss zu.

Zum Hintergrund

Für den Zugang zum Beispiel von Arztpraxen zur Telematik-Infrastruktur der Gematik werden spezielle VPN-Router genutzt. Was an diesen Geräten speziell ist, wurde nicht kommuniziert. Im Grunde sind erfüllen sie dieselben Aufgaben wie die Internetrouter, die in den meisten Haushalten im Einsatz sind. Zur Gewährleistung des Datenschutzes sind sie mit Zertifikaten ausgestattet, die eine begrenzte Laufzeit von fünf Jahren haben. Nach Aussage der drei zugelassenen Hersteller gibt es keine andere Möglichkeit der Zertifikaterneuerung als den kompletten Austausch der Geräte und das alle fünf Jahre. Die Gematik als Betreiber der Gesundheitsinfrastruktur habe eine Laufzeitverlängerung nur als Option vorgesehen und diese hätten die Hersteller abgewählt.

Das Geschäft ihres Lebens

Aus Sicht der Hersteller ist die Ablehnung der Laufzeitverlängerung  völlig verständlich. Sie können nun auf Kosten der Allgemeinheit alle fünf Jahre TI-Konnektoren (so heißen die Router bei der Gematik) im Wert von 400 Millionen Euro absetzen und müssen sich dabei gar keine Gedanken über die Bonität des Kunden machen. Ein bombensicheres Geschäft. Und damit stellt sich wieder die Frage: Sparen das Gesundheitsministerium und die Krankenkassen das System kaputt oder nutzen skrupellose Firmen und Klinikkonzerne die Gleichgültigkeit und fehlende Kompetenz der staatlichen Kontrollorgane aus, um sich hemmungslos zu bereichern?

Der CCC klärt auf

 Einmal mehr schafft der Chaos Computerclub (CCC) hier Klarheit:

„Hier will sich ein Kartell durch strategische Inkompetenz am deutschen Gesundheitssystem eine goldene Nase verdienen. Dabei werden immense Kosten für alle Versicherten, sinnloser Aufwand für einen Austausch bei allen Ärzten und tonnenweise Elektroschrott in Kauf genommen“, sagte Dirk Engling, Sprecher des Chaos Computer Clubs. „Schlimmer noch: Eine Wiederholung des Debakels in fünf Jahren wird bereits vorbereitet.“

Der CCC hat nachgewiesen, dass sich der Zertifikatetausch leicht mittels Softwareupdate umsetzen lässt. Dies ist bei normalen Routern ohnehin die gängige Methode. Die Patches zum Geräteupdate stellte der CCC auf der Github-Plattform zur Verfügung. Nach der Zertifizierung können diese Updates sofort auf die vorhandenen Geräte aufgespielt werden.
400 Millionen Euro an überflüssigen Investitionen können so gespart und hunderttausende von Geräten vor der Verschrottung bewahrt werden. Das Schlusswort in der Sache gehört dem CCC:

„Schließlich appelliert der CCC an die Hersteller der Konnektoren, dass sie sich ehrliche Wege für ihren Broterwerb suchen.“

Nun ist in erster Linie das Gesundheitsministerium gefordert, der sinnlosen Vernichtung einsatzbereiter Hardware zu verhindern und unnötige Millioneninvestitionen zu unterbinden. Herr Lauterbach bitte kommen.

Eine erste Stellungnahme der Gematik liegt schon vor.


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Chaos Computerclub, Gematik, Software-Update oder Gerätetausch, Telematik-Infrastruktur, TI-Konnektoren
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