Deutschlands Ministerien in der Einzelkritik-Das Bildungsministerium

Deutschlands Ministerien in der Einzelkritik-Das Bildungsministerium

Deutsche Regierungspolitik im Spiegel des Bürgers

Teil III – Das Bundesministerium für Bildung und Forschung

Deutschlands zersplitterte Bildungslandschaft

Das Ministerium wird von der CDU-Politikerin Anja Karliczek geleitet.
Mit Bildung bereiten wir uns und unsere Kinder auf die Herausforderungen einer sich…. Den Rest dieses schönen Spruches schenke ich mir mal. Ob Frau Karliczek  mit 2 Facharbeiterbriefen und einem Dipl.-Kaufmann sowie Erfahrungen als leitende Angestellte im eigenen familiengeführten Hotel schon die Idealbesetzung für ein Amt ist, bei dem es um Lehre und Forschung in einem hochentwickelten Industrieland geht, sei mal dahingestellt. Wirtschaftsminister Glos war ja auch nur ein bodenständiger Müllermeister. Für die durch den leidigen Föderalismus total zersplitterte Bildungslandschaft in Deutschland kann sie jedenfalls nichts.

Das Bildungschaos im Detail

Die Bundesrepublik Deutschland unterteilt sich in 16 Bundesländer, 38 Regierungsbezirke, 402 Stadt- und Landkreise, 11212 Gemeinden (gut, die kann man auch weglassen) und 14 Großstädte und jede dieser Verwaltungseinheiten hat seine eigenen Vorstellungen von Bildung, der Gestaltung von Lehrbüchern- und Plänen, Didaktik und Lehrmethodik. Auch die Frage der Zensierung und Prüfungsdurchführung beurteilt jeder für sich. Im Ergebnis stellt ein Umzug von einer Stadt in die andere oder auch von einem Landkreis in den anderen und erst recht von einem Bundesland in ein anderes für eine Schüler ein Problem dar, dass seine Zukunft ernsthaft gefährden kann. Wer meinte, in Mecklenburg-Vorpommern problemlos sein Abitur machen zu können, wird in Bayern schnell eines Besseren belehrt. Ein Abitur in Hessen ist in Hessen schön, ob man an der altehrwürdigen Alma Mater in Berlin dergleichen Meinung ist, weiß nicht einmal die Bildungsministerin. Schreiben lernen durch Hören, ist eines dieser obskuren Experimente, zu denen sich hie und da mal jemand berufen fühlt und die, wenn man Pech hat zu so etwas wie der Rechtschreibreform führt. Seit Einführung dieser Reform weiß niemand mehr so richtig was richtig ist und jeder schreibt so wie er es für richtig hält. Die alten Regeln gelten nicht mehr so wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen auch. Insofern geht die Bildung mit der Zeit. Die Lehrmethode Schreiben lernen durch Hören hat zu so katastrophalen Ergebnissen geführt, dass das Land Brandenburg sie kürzlich per sofort verboten hat und wieder mit der erfolgreichen Fibel die richtige Rechtschreibung vermittelt. Die anderen Bundesländer stümpern noch ein wenig rum. Aber irgendwann kommen sicher auch sie zu der Erkenntnis, dass die alten Lehrmethoden nicht alle falsch waren. Einen bedenklichen Einfluss auf den Bildungserfolg hat auch nach wie vor die soziale Herkunft der Schüler. Dieses Problem wird noch verschärft durch die notwendige Eingliederung einer großen Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund.

Lehrermangel und Kooperationsverbot

Zu der genannten Problematik kommt noch der chronische Mangel an Lehrkräften, der zu einer alptraumhaften Quote von Quereinsteigern ohne pädagogische Qualifikation geführt hat. Ein Ende dieses Dilemmas ist nicht in Sicht. Selbst wenn aufgrund der geplanten noch bessren Bezahlung der Lehrer mehr Studenten das Lehramt wählen, machen sich die Länder mit verschiedenen Lockangeboten für Lehrer zusätzlich das Leben schwer. Länder mit geringer Finanzkraft werden natürlich von den finanzstarken Ländern an die Wand gedrückt. Da sollte eigentlich die Bildungsministerin für Abhilfe sorgen. Aber die darf ja dank einer verqueren grundgesetzlichen Regelung namens Kooperationsverbot nicht einmal die Länder in der Bildung finanziell unterstützen. Es gibt starke Bestrebungen, dieses Kooperationsverbot abzuschaffen. Die Bildungsministerin gehört nicht zu den Befürwortern der Abschaffung des Kooperationsverbotes.
Dabei ist die Finanznot in den Ländern groß. Massenhaft verrotten die Schulen, Horte und Kindergärten. Von einer umfassenden Modernisierung im Zuge der Digitalisierung können wir in Deutschland nur träumen. Ganzstagsschule und die hinreichende Bereitstellung von Kinderkrippen- und Kindergartenplätzen sind fromme Wünsche, die noch lange auf ihre Erfüllung warten müssen.

PISA-Tests offenbaren unsere Schwächen

[media-credit id=”1″ align=”alignright” width=”200″]Der schiefe Turm[/media-credit]Im Ergebnis all dessen müssen wir uns vor jedem Pisa-Test fürchten. Absolventen der 10.Klassen können weder richtig rechnen noch schreiben und selbst Abiturienten fragt man besser nicht mach dem Zweiten Weltkrieg oder dem Dreisatz. Die Industrie moniert, dass 90 % der Schulabgänger nicht ausbildungsfähig sind. Schlimmer geht’s nimmer. Es gab Zeiten, da sind Delegationen aus aller Welt in die damalige DDR gekommen, um das Bildungssystem zu studieren, darunter alle skandinavischen Länder. Heute haben gerade diese Länder den höchsten Bildungsstandard in Europa. Aber deren Methoden sind ja angeblich genauso wenig auf Deutschland übertragbar wie die Zuckersteuer in Großbritannien oder die Lebensmittelampel oder, oder, oder und so weiter. Belehrungsresistent nennt man so etwas wohl.
Auf Jahre hinaus bleibt die Bildungspolitik ein Feld, das noch sehr intensiv beackert werden muss. Darüber täuschen auch verbesserten Ergebnisse deutscher Schüler bei den PISA-Studien nichts. Von irgendwelchen zukunftsweisenden Initiativen, die unser Bildungswesen wieder auf ein international führendes Niveau heben könnten, ist mir nichts bekannt.

Interessante Fakten und Zusammenhänge zur Qualität des Bildungswesens in Deutschland finden Sie auf dem Infoportal für Lehrer, Lehramtsanwärter und Schulleiter www.tresselt.de. Nachstehend einige interessante Auszüge.

Im Juni 2002 wurden die Ergebnisse des Ländervergleichs (PISA – E) veröffentlicht. Darin zeigt sich deutlich die Führung von Bayern und Baden-Württemberg. Das hat zu heftigen Auseinandersetzungen der Bildungspolitiker in den einzelnen Bundesländern geführt. Vielleicht es das aber auch mal ganz gut, damit alle aufwachen und erkennen, dass für die Bildung mehr getan werden muss. Denn auch wenn Bayern noch so gut ist, rangiert es dennoch im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld.

Die PISA-Studie 2003 zeigt, dass 22% unserer Schülerinnen und Schüler grundlegende Leseaufgaben nicht lösen konnten. Wir sollten uns schämen, damit die Schüler ins Berufsleben zu entlassen!

Die PISA-Studie aus dem Jahre 2009 war der Beginn einer neuen Untersuchungsreihe, bei der wiederum das Leseverständnis, die Naturwissenschaften und Mathematik bei den 15-Jährigen untersucht wurde. Die Ergebnisse wurden Anfang Dezember 2010 veröffentlicht und zeigen eine geringe Verbesserung der deutschen Schülerinnen und Schüler. Im Vergleich zu den anderen Industrieländern weisen sie nur ein durchschnittliches Niveau auf.

Fazit nach 10 Jahren PISA

Man kann nach 10 Jahren PISA sagen, dass Deutschland aufgeholt hat – allerdings nur wenig. Wenn man die Skala von 2003 heranzieht, so gibt es beim Leseverständnis gerade mal eine Verbesserung um 6 Punkte, bei den Naturwissenschaften sind es 18 und in der Mathematik auch nur 10 Punkte.
Die Punkte sagen in Wahrheit aus, dass Deutschlands 15-Jährige beim Lesen im Vergleich zu ihren Altersgenossen in Finnland und Kanada noch mehr als ein Schuljahr zurückliegen. Das ist nicht akzeptabel und die Bildungspolitiker sollten das immer noch als Alarmsignal betrachten und nicht als Erfolg verbuchen. Es ist eine Katastrophe, dass fast ein Fünftel aller 15-Jährigen das Leseverständnis eines Grundschülers hat.
Auch in den Naturwissenschaften sieht die Wahrheit ernster aus, denn die Verbesserung gegenüber den Vorjahren ist vor allem den Spitzenkräften zu verdanken

Das Institut der deutschen Wirtschaft stellt fest:
Schüler, deren Mütter eine abgeschlossene Berufsausbildung vorzuweisen hatten, kamen 2003 im PISA-Mathetest durchschnittlich auf 527 Punkte – diejenigen, deren Mütter ohne abgeschlossene Ausbildung waren, brachten es gerade auf 460 Punkte.
Die schlechten Noten gebühren an dieser Stelle jedoch weder den deutschen Schülern noch ihren Eltern, sondern der Familien-  und Bildungspolitik, wie eine Auswertung verschiedener Studien durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln ergeben hat.

Pisa 2012
In der Lesekompetenz zeigt sich eine erfreuliche Entwicklung: Im Vergleich zu PISA 2000, wo Deutschland gerade mal 484 Punkte erreichte, konnten nun 508 Punkte erzielt werden, womit zum ersten Mal der OECD-Durchschnitt übertroffen wurde. Leider sind immer zwei Schwächen deutlich festzustellen: Das ist einmal die Gruppe der Jugendlichen mit mangelhafter Leseleistung (14,5%), die zwar unter dem OECD-Durchschnitt (18%) liegt, jedoch viel zu hoch gegenüber Japan oder Korea ist, wo der Anteil unter 10% beträgt. Und auch hier fehlt wieder die Spitzengruppe. Sie ist mit 8,9% kümmerlich gegen Staaten wie Korea mit 30%.

Pisa 2015
Aus den Gesamtergebnissen kann man entnehmen, dass die Lesekompetenz der deutschen 15-Jährigen zwar deutlich oberhalb des OECD-Durchschnitts liegt, aber eben nur Mittelmaß ist. 8 Länder haben deutlich bessere Ergebnisse erzielt.
Bei den Naturwissenschaften sieht es noch schlechter aus: 9 Länder haben bessere Ergebnisse und Deutschland ist nur Mittelmaß.
In Mathematik haben die deutschen Jugendlichen die schlechtesten Leistungen im Vergleich erreicht. Sie liegen zwar oberhalb des OECD-Durchschnitts, aber 10 Länder liegen davor. Japan und Korea liegen so weit besser vorn, dass dies mindestens einem Vorsprung von ein bis zwei Schuljahren entspricht.

Der PISA-Betrug
Irgendwie betrügen sich aber alle Bildungspolitiker, wenn sie die Prüfungsanforderungen senken, neue Abiturstandards entwickeln und dann voll Stolz verkünden, dass ihr Bundesland diesmal einen höheren Prozentsatz Abiturienten hervorgebracht hat als die anderen.
Die Verlogenheit fängt schon in der Grundschule an: Grundschullehrerinnen trauen sich oft nicht, den Eltern klar zu sagen, dass ihr Kind dumm ist. Dieses Defizit wird dann geschickt umschrieben, indem man bei den Elternsprechtagen sagt, der Junge sei zwar prinzipiell in der Lage, alles zu kapieren, aber er sei einfach zu faul. Er mache seine Hausaufgaben nicht, er übe nicht genug und passe auch im Unterricht nicht genug auf. (Auszüge aus tresselt.de)

Hochschulen am Limit

Auch an den Hochschulen steht es nicht zum besten. Studienplätze sind knapp, die Finanzmittel der Universitäten auch. Die Lehrkräfte der zweiten Reihe werden oftmals mit niedrigen Vergütungen und Zeitverträgen abgespeist und jeglicher Zukunft beraubt. Restriktive Regelungen in der Forschung treiben begabte Wissenschaftler ins Ausland. Die Nobelpreise werden regelmäßig von den Amerikanern abgeräumt (Ausnahmen bestätigen die Regel). In Deutschland als Ursprungsland des Computers wird kein PC mehr gebaut, der Markt des in Deutschland erfundenen elektronischen Fernsehens wird von Japanern, Chinesen und Koreanern beherrscht. Die gleichen Länder dominieren den Smartphone-Markt. Die Marktführerschaft bei der Entwicklung und Produktion von Solarzellen haben wir schon lange an die Chinesen verloren. Bis auf die Telekom gibt es keine großen Cloud-Anbieter in Deutschland. SAP ist die einzige große Softwareschmiede in Deutschland. Bedeutende Softwarehersteller, die den privaten Verbraucher bedienen, sucht man vergeblich. Auch die zukunftsträchtige genetische Forschung wird von den Amerikanern dominiert. Im Automobilbereich haben die deutschen Hersteller dank Abschirmung vom Markt durch die Regierung ihre Spitzenstellung in Forschung und Entwicklung verloren. Hybridantrieb, Brennstoffzellenantriebe, effektive Speicherzellen und die Entwicklung von reinen E-Fahrzeugen standen nicht auf der Agenda deutscher Konzerne. Will man diese Rückstände aufholen, braucht man vor allem höchstqualifizierte Wissenschaftler und Ingenieure. Angesichts des bereits jetzt herrschenden Fachkräftemangel dürfte unser Bildungswesen in seinem derzeitigen Zustand mit der Ausbildung der benötigten Fachkräfte hoffnungslos überfordert sein.

 


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