Ein Schlaglicht auf unsere Führungskräfte

Zwei Ereignisse, die unsere Führungskräfte bloßstellen

Ein bezeichnendes Licht auf die gegenwärtigen Verhältnisse in Deutschland warfen gestern zwei Ereignisse.

Zum einen wird Ex-Kanzlerin Angela Merkel heute das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung durch Bundespräsident Steinmeyer verliehen.
Zum anderen hat die Leitung der Buga die Entscheidung gefällt, die Auftritte eines Mannheimer Seniorenballetts hinsichtlich der Kostüme des Balletts zu reglementieren.

Merkels Preisverleihung-ungerechtfertigt oder nur zu früh

In meinem Kommentar vom 02.04.23 hatte ich mich bereits zu diesem Thema kurz geäußert. Ergänzend sei die Bemerkung erlaubt, dass es verfassungsrechtlich bedenklich erscheint, dass ein einzelner Beamter und sei es der höchste Repräsentant unseres Staates das Recht hat, eine solche Auszeichnung zu beschließen und vorzunehmen. Dass  Bundespräsident Steinmeier zudem auch noch ein ehemaliger Unterstellter der zukünftigen Ordensträgerin ist, hat schon mehr als nur ein Geschmäckle. Inzwischen werden von der Presse (ntv) und auch vom Generalsekretär der FDP Bijan Djir-Sarai, dem stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Carsten Linnemann und auch den Vertretern der Linken die Auszeichnung und insbesondere der Zeitpunkt der Auszeichnung kritisch betrachtet. Eine historische Betrachtung der Amtszeiten von Angela Merkel sei schließlich erst aus größerem zeitlichen Abstand möglich. Sollten aus dieser Perspektive die Lebensleistung der Ex-Kanzlerin als überragend eingestuft werden, wäre gegen diese exklusive Auszeichung nichts einzuwenden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stehen aber mehr die vielen schwerwiegenden Fehler der Merkel-Regierungen im Fokus der Aufmerksamkeit. Diese aufzuarbeiten sollte sich im Interesse des Bundespräsidenten liegen. Dazu ist er aber offensichtlich nicht bereit. Statt die eigene Rolle in der Regierung Merkel, insbesondere die von ihm beantwortete Außenpolitik kritisch zu hinterfragen, versucht er mit dieser Auszeichnung auch seine eigene Rolle als Außenminister zu verklären.Von der Unabhängigkeit und Neutralität eines Bundespräsidenten ist Herr Steinmeier meilenweit entfernt. Angesichts des katastrophalen moralischen, finanziellen und wirtschaftlichen Zustandes Deutschlands nach 16 Jahren Merkel kann man die Auszeichnung in Analogie zur Auszeichnung des Altkanzlers Helmut Kohls nur als ungerechtfertigt einstufen.

BUGA-Leitung in Mannheim will Seniorenballett reglementieren

Die Leitung der derzeit Mannheim stattfindenden Bundesgartenschau hat eine Entscheidung gefällt, die von der Inkompetenz und der permanenten Furcht vieler Entscheidungsträger geprägt ist, bei irgendwelchen gesellschaftlichen Gruppen und Lobbyvertretern Unwillen zu erregen. 

Die AWO unterhält in Mannheim ein Ballett, das aus 17 Damen im Alter zwischen 59 und 85 Jahren besteht und regelmäßig unter der Leitung der 75jährigen Erika Schmalz auf Strassenfesten und in Altenheimen auftritt. Ihre Show heisst „Weltreise in einem Traumschiff“. Dem Motto entsprechend werden Schlager aus aller Herren Länder in entsprechenden Kostümen präsentiert. Das sollte auch auf der Buga so sein. Sieben Termine waren in Absprache mit der Buga-Leitung vorgesehen. Doch dann grätschte die Buga-Leitung mit einer E-Mail in die schöne heile Buga-Welt.

„Wegen möglicher Diskriminierung dürfen sechs Kostüme unserer Show nicht gezeigt werden“, so der Tenor der Nachricht. Verboten sind unter anderem der indische Sari, der japanische Kimono, aber auch die mexikanischen Sombreros samt Umhängen und die Verkleidung aus Ägypten. Hintergrund der absurden Forderung der Buga-Verantwortlichen sind Bedenken, jemand könnte die Kostümierung als Rassismus interpretieren. „Mexikaner als Menschen mit Sombrerohut oder klischeebesetzter asiatischer Kostümierung – das sind Bilder, die wir nicht auf der Mannheimer Buga sehen“, sagte Pressesprecherin Corinna Brod auch dem „Mannheimer Morgen“. Im übrigen sei die Kostümierung der vorab nicht detailliert bekannt gewesen. Als diese schließlich vor wenigen Tagen vorgestellt wurden, seien „vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion zur Sensibilität für kulturelle und religiöse Codierungen Bedenken an der Wirkung einiger Kostüme aufgekommen“. Das Kulturprogramm der Buga orientiere an dem Leitbild der Stadt Mannheim, heißt es weiter. „Sie hat sich zum Ziel gesetzt auch ein Ort gesellschaftlicher Diskussion zu sein und ein Ort mit – wie die Eröffnung zeigte – vielen internationalen Gästen.“ 

Wie kann man ein Ort gesellschaftlicher Diskussion sein wollen, wenn man solche Angst vor der Meinung anderer Leute hat, dass man schon im Vorfeld eventuelle Steine des Anstoßes aus dem Weg räumt. Auf die Idee, dass in diesem Kontext unter anderem alle Opernhäuser ihren Betrieb einstellen müssten, sind die Herrschaften nicht gekommen. Die Seniorinnen können diese Debatte natürlich nicht verstehen, wie jeder normal denkende Mensch. „Aber das ist eben die Vorsicht, die Angst, irgendetwas auf der Buga falsch zu machen“, mutmaßt Erika Schmaltz.


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